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Hoffenheim verpasst direkte Qualifikation für Europa

 

Der vorletzte Spieltag der Bundesliga-Saison 2018/19 hielt gleichzeitig das letzte Saison-Heimspiel für die TSG 1899 Hoffenheim parat. Bei Aprilwetter im Mai bestritten die „Nagelsmänner“ das letzte Spiel im eigenen Wohnzimmer. Für Trainer Julian Nagelsmann war es zudem gleichbedeutend mit dem (vorerst) letzten Spiel als Trainer der TSG. So wurde er vor dem Spiel geehrt und wurde mit Julian-Nagelsmann-Sprechchören der treuesten Fans verabschiedet. Doch nicht nur für Nagelsmann war es das letzte Spiel als Hoffenheimer in Sinsheim. Auch Kerem Demirbay wird in der nächsten Saison nicht als Spieler von „Hoffe“ im Kraichgau auflaufen. Nach drei Jahren in Blau-Weiß zieht es den 25-jährigen Mittelfeldmann zu den Liga-Rivalen von Bayer 04 Leverkusen. In Herten, unmittelbar in der Nähe von Gelsenkirchen geboren, zieht es den feinen Techniker in Richtung der Heimat zurück. Zudem darf sich die TSG über eine Ablösesumme freuen, die den Verlust etwas erträglicher macht.

 

Das Spiel, das für Florian Grillitsch und Ishak Belfodil zudem ein Treffen mit alten Weggefährten war - beide spielten vor den Wechseln nach Hoffenheim beim SVW - begann ohne lange Anlaufzeit. Yuya Osako versuchte direkt in der ersten Spielminute Milos Veljkovic in Szene zu setzen, doch der Offensivspieler, der nur TSG-Kapitän Kevin Vogt gegen sich hatte, stand im Abseits. Die Gäste versuchten es in der Folge weiterhin durch schnelle Gegenstöße nach Ballverlusten. So wurde Milot Rashica über die linke Offensivseite auf die Reise geschickt, doch Vogt lenkte den Ball zu einer Ecke

ab (3.). Diese Standardsituation war eine Szene, in der Torhüter Oliver Baumann eingreifen musste und dies auch souverän tat. Nach der von Nuri Sahin getretenen Ecke stand der Gästekapitän Niklas Moisander am langen Pfosten und köpfte, doch Baumann hatte den Ball sicher (3.).

 

In der siebten Minute versuchte Ermin Bicakcic Gäste-Keeper Jiri Pavlenka zu überlisten. Der Routinier zog ab - halb Schuss, halb Lupfer - doch der Schlussmann war auf der Hut und konnte das Spielgerät festhalten. Nun ebbte das Spielgeschehen etwas ab. So war erst wieder nach einem schnellen Spielaufbau der Hausherren aus der eigenen Hälfte heraus Gefahr geboten. Über Bicakcic, im offensiven Mittelfeld Andrej Kramaric, der zu Joshua Brenet auf die linke Außenbahn hinausspielte und schlussendlich Adam Szalai fand, doch der ungarische Nationalspieler verfehlte das Gästetor nur knapp (19.). Eine gute Gelegenheit für den zuletzt in der Startelf gesetzten Szalai. 

 

Hoffenheim lässt gute Chancen aus, Bremen geht in Führung

 

Auch in der 27. Spielminute war es Szalai, der nach einem perfekten Zuspiel von Andrej Kramaric zum Torschuss kam, doch auch diesmal war ihm das nötige Spielglück nicht hold und so flog das runde Leder nur über das Gästetor hinweg. Die beste Torchance bot sich in der Folge Kramaric. Der Vize-Weltmeister wurde per Zuspiel von Belfodil in Szene gesetzt, doch sein Schuss prallte vom rechten Pfosten zurück ins Spielfeld (38.). Der 27. Alu-Treffer der Saison von Hoffenheims Nummer 27. Kurz nach dem Alu-Pech kam noch eine Unachtsamkeit im eigenen Strafraum hinzu. Zunächst wehrte Baumann einen Schuss von Johannes Eggestein ab, doch der abgewehrte Ball landete bei Rashica.

Der Bremer flankte den Ball zurück in die Mitte zu J. Eggestein und bei dessen Kopfball blieben Bicakcic als sein Gegenspieler und auch Baumann ohne Abwehrchance. Die Bremer waren in

Führung (39.).

 

Nun musste sich die als Video-Assistentin eingesetzte Bibiana Steinhaus aus Köln zu Wort melden. Nach einem Ellenbogenschlag von J. Eggestein gegen Bicakcic ließ Schiedsrichter Bastian Dankert weiterlaufen und wurde auch von keinem der anderen drei Assistenten auf die klare Fehlentscheidung hingewiesen. In der Folge hatte Osako den Ball im Strafraum der Kraichgauer zu Rashica gespielt, der zum vermeintlichen 0:2 aus Sicht der Gastgeber traf, doch nachdem Dankert ebenfalls in die Review-Area gegangen war, korrigierte er seine Entscheidung und gab Freistoß für die TSG (43.). Auch wenn die mitgereisten Werderaner lautstark gegen den DFB und den Video-Assistenten riefen, zeigte sich in der Szene, weswegen der Video-Assistent in der Bundeliga eingeführt wurde. Vor der Halbzeit gab es noch einen weiteren Schreckmoment für die Hausherren zu verkraften. Nadiem Amiri blieb unter Schmerzen auf dem Boden liegen. Die Mannschafts-Betreuer eilten auf das Spielfeld. Während die beiden Mannschaften zur Halbzeit in die Kabinen gingen, zeichnete sich ab, dass Amiri ausgewechselt werden musste. 

 

Nach der Halbzeit kam mit Christoph Baumgartner ein Spieler aus der eigenen Akademie zum Einsatz (46.). In der 55. Spielminute blieb Bicakcic auf dem Boden liegen. Zuvor war er aus kürzester Entfernung von J. Eggestein im Gesicht getroffen worden. Allerdings machte „Eisen-Ermin“ seinem Spitznamen alle Ehre und konnte ohne Behandlung weitermachen. Dies bedachten die TSG-Fans mit Ermin-Bicakcic-Rufen (56.). In der 61. Spielminute klatschten nicht nur die Gäste-Fans, als Claudio Pizarro für Rashica eingewechselt wurde. Einige Zuschauer in den Heimbereichen würdigten ebenfalls den langjährigen Bundesliga-Profi. Die Gäste vergaben nun auch eine gute Gelegenheit. Nachdem die Gastgeber hoch standen kam Osako zum Torschuss, doch der Japaner verfehlte das anvisiere Ziel links (67.). Hätte der Ball das Ziel gefunden, hätte dies bereits die Vorentscheidung sein können.

 

Die Hausherren schafften es im Spielverlauf nicht den Ball über die Torlinie zu drücken. So war ebenfalls ein „Powerplay“ der Hoffenheimer nicht von Erfolg gekrönt. Der eingewechselte Joelinton versuchte den Ball in das gegnerische Tor zu treffen, doch sein Versuch wurde zu einer Ecke abgewehrt (72,). Werder-Trainer Florian Kohfeldt bewegte sich über die gesamte Spielzeit in der Coaching-Zone und gab Anweisungen. Nach dem Dafürhalten des Unparteiischen übertrieb er dies allerdings, weswegen Dankert in der 75. Minute das Gespräch mit dem Fußball-Lehrer suchte und diesen ermahnte. Die beste Chance zum 1:1 hatte Hoffenheim in der 81. Spielminute. Joelinton lupfte das Spielgerät zu Kramaric, doch dessen Schuss landete genau am rechten Bein von Werder-Torhüter Pavlenka. Da Brenet den Nachschuss ebenfalls nur über das Gästetor beförderte, blieb es weiterhin bei dem knappen Rückstand. 

 

Hoffenheim läuft die Zeit davon - die Partie wird hektisch

 

Die TSG versuchte nun noch einmal alles, um zumindest einen Punkt einzufahren. Bei jeder Entscheidung des Schiedsrichters versammelten sich Spieler beider Mannschaften rund um Dankert, um auf ihn einzureden. Der vierte Offizielle, Christian Leicher, zeigte schließlich vier Minuten Nachspielzeit an. Wusste Bremen diese geschickt herunterzuspielen, signalisierte Dankert, diese „geschundene Zeit“ noch zusätzlich nachspielen zu lassen. Dies hatte Kohfeldt offensichtlich nicht mitbekommen - oder zumindest nicht mitbekommen haben wollen. So signalisierte er bereits vor Ablauf der vier Minuten, dass die Extrazeit bereits vorüber sei. Schlussendlich aber pfiff Dankert nach fast fünf Minuten Zugabe ab. Die TSG Hoffenheim verlor damit auch das Heimspiel gegen Bremen, die bis auf einen Punkt auf die auf Tabellenplatz acht platzierten Kraichgauer aufschließen konnten. Die TSG hat es nun nicht mehr in eigener Hand und muss - zumindest, wenn die Hoffenheimer in Mainz gewinnen - auf Patzer der Gegner hoffen. 

 

So wusste Ermin Bicakcic allerdings auch nach dem Spiel, dass die Konkurrenten von den Hoffenheimer Fehlern profitieren konnten. So müsse „Hoffe“ darauf hoffen, dass die in der Tabelle vor der TSG stehenden Mannschaften Federn lassen. Auf den Schiedsrichter angesprochen, monierten mehrere Spieler, dass dieser nicht den besten Tag erwischt hätte. Gerade die Kommunikation wurde bemängelt. Mit Bicakcic habe Dankert überhaupt nicht gesprochen. Ein anderer Spieler sagte, dass dies leider nicht das erste Spiel gewesen wäre, in dem der Unparteiische nicht den besten Tag erwischt hätte. Schlussendlich wussten allerdings auch die Hoffenheimer selbst, dass sie die Niederlage nicht dem Schiedsrichter zu verdanken hatten, sondern auch den ausgelassenen Chancen. 

 

Unrühmlicher Höhepunkt des durchwachsenen Nachmittags war die „Verabschiedung“ von Demirbay. Als er das Stadion in Richtung seines Autos verließ, um nach Heidelberg zu fahren, wurde er von mehreren Personen, die in dem Bereich standen, lauthals für seinen bevorstehenden Wechsel nach Leverkusen kritisiert. Dies mitunter auch mit weniger schönen Worten. Dennoch ließ sich der Mittelfeldmann nicht nehmen, einem TSG-Fan zwei Trikots zu schenken, die dieser stolz präsentierte. Am letzten Spieltag der Saison geht es für die TSG nach Mainz. Aus eigener Kraft können die Hoffenheimer das Ticket zur Europa League nicht mehr lösen, sondern sind von den Konkurrenten abhängig. Direkt für den europäischen Wettbewerb ist Hoffenheim nur dann qualifiziert, wenn der sechste Platz erreicht wird. Da Leipzig und München im DFB-Pokalfinale stehen und beide Mannschaften bereits für die Champions League qualifiziert sind, ist die auf Tabellenplatz sieben stehende Mannschaft für die Playoffs qualifiziert.

 

Aufstellungen:

 

TSG 1899 Hoffenheim:

1 Baumann, 2 Brenet, 3 Kaderábek, 4 Bicakcic, 10 Demirbay (74. 9 Nelson), 11 Grillitsch,

18 Amiri (46. 42 Baumgartner), 19 Belfodil, 22 Vogt (C), 27 Kramaric, 28 Szalai (56. 34 Joelinton)

 

SV Werder Bremen:

1 Pavlenka, 5 Augustinsson, 6 Möhwald, 8 Osako, 11 Rashica (61. 4 Pizarro), 13 Veljkovic, 17 Sahin,

18 Moisander (C), 23 Gebre Selassie (24. 32 Friedl), 24 J. Eggestein (87. 15 Langkamp),

35 M. Eggestein

 

Schiedsrichter: Dankert (Rostock)

Assistenten: Rohde, Häcker

Vierter Offizieller: Leicher

Video-Assistenten: Steinhaus, Sather

 

Tor: 0:1 39. 24 J. Eggestein

 

Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)

Schiedsrichter Bastian Dankert (m.) stand im Fokus. Daneben die Assistenten René Rohde (r.) und Markus Häcker Foto: Fussball Media
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