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Das erste Mal Champions League-Gruppenphase in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena!
Die große Kreisstadt hatte sich entsprechend für das Duell mit der Milliarden-Mannschaft von
Manchester City gewappnet. Einzig die Personalsituation sorgte für Sorgenfalten auf TSG-Seite.
Zum Gastspiel von Pep Guardiola und seiner Mannschaft musste „Hoffe“-Trainer Julian Nagelsmann
in der Defensive improvisieren. In den letzten Monaten fielen immer wieder Defensivspieler aus.
Während manch Rekonvaleszenter wie zum Beispiel Benjamin Hübner nach wie vor nicht einsatzbereit
ist, traf es Kasim Adams im Freiburg-Spiel ebenso wie Kevin Akpoguma. Während „Akpo“ allerdings mit Maske spielen kann, mussten weitere Ausfälle verkraftet werden. Auch wenn Ermin Bicakcic am Samstag nach dem Spiel gegen Leipzig noch mitgeteilt hatte, dass er alles dafür geben werde, bei der
Champions League-Hymne auf dem Platz zu stehen, musste ebenso passen, wie der angeschlagene Kapitän Kevin Vogt. Nagelsmann hatte darauf gehofft, dass sich die Verletzung als nicht so schwerwiegend erweisen würde, doch nachdem Flüssigkeit aus dem Hämatom am Oberschenkel des Abwehrhünen gezogen wurde, lief wieder Flüssigkeit nach. Da hier die Gefahr einer Muskelverletzung zu hoch war,
sagte Nagelsmann am Tag vor dem Spiel, dass Vogt nicht zur Verfügung stehen würde.
So war das Improvisationstalent des 31-jährigen Fußball-Lehrers gefragt. Viele rechneten damit,
dass Nagelsmann eine Vierer-Abwehrreihe aufstellen würde. Davor vier Mittelfeldspieler, zwei
Außenbahn- und zwei zentrale Spieler und an vorderster Front mit zwei Stürmern agieren würde. Bei
seinem Pendant hatte sich zuletzt fast immer ein 4-3-3 als probates Mittel gezeigt, obwohl Guardiola
hierbei – im Vergleich zu seiner Zeit bei den Bayern – auch einmal von diesem System abrückt. So variierte
er während der laufenden Spielzeit bereits zu einem 3-5-2, 3-4-3, 4-2-3-1 und auch 4-1-3-2. Auch, wenn
es vom Papier her anders zu erwarten war, Manchester stand vor dem Spiel bereits unter Zugzwang.
Im Heimspiel gegen Lyon unterlagen die „Citizens“ mit 1:2 und belegten vor Anpfiff damit den letzten Platz
in Gruppe F. Abgesehen davon, dass das Anspruchsdenken bei dem amtierenden englischen Meister
ein anderes ist, musste damit ein Sieg her.
Eine weitere Hiobsbotschaft gab es für die Mannschaft von Nagelsmann noch vor dem Anpfiff. Auch Schulz und Zuber mussten passen. So wurde Alfons Amade bei
der U19, die in der Youth League mit 5:2 gegen Manchester gewonnen hatte, zur Halbzeit ausgewechselt und fand sich auf der Bank der Kraichgauer wieder.
Nachdem fast eine komplette Mannschaft der TSG fehlte, gab es bei den Hoffenheimern wenig Optimisten, die mit einem Erfolg gegen die Himmelblauen aus
der Industriestadt rechneten. Doch kaum hatte die Partie begonnen, durften die Hausherren jubeln. Direkt vom Anstoß weg landete der Ball bei Kerem Demirbay.
Der Mittelfeldspieler passte genau im richtigen Moment zu Ishak Belfodil, der noch ein wenig weiterlaufen und dann schießen konnte. Ederson hatte bei dem
Schuss keine Abwehrchance - die TSG mit 1:0 in Führung (1.).
Kaum hatten allerdings die TSG-Fans mit den „Europapokal“-Rufen eingestimmt, musste 1899 allerdings den Ausgleich hinnehmen. David Silva spielte - wie zuvor
auf der Gegenseite Demirbay - einen exakt getimten Pass auf Leroy Sané. Der Nationalspieler legte in die Mitte zu Sergio Agüero und der Argentinier verwandelte (8.). Alle drei Innenverteidiger standen dabei unmittelbar bei Agüero, bekamen aber keinen Zugriff auf den Offensivspieler. Die individuelle Klasse der „Citizens“ zeigte
sich in der 15. Spielminute, als Raheem Sterling Stefan Posch auf der Außenbahn Meter abnahm und in den Strafraum hineinziehen konnte. Hier war allerdings
Oliver Baumann zur Stelle und konnte den Schuss des flinken Außenbahnspielers zu einer Ecke ablenken. Auch wenn nach einer Viertelstunde 1:5 Torschüsse für
die Gäste zu Buche standen, so waren es allerdings 1:1 Tore, die beide Mannschaften auf der Habenseite hatten.
Besser agierte Posch in der 21. Minute, als er im Strafraum gegen Agüero klären konnte. Baumann war an diesem Abend ebenfalls gefordert. Nach einer
deutschen Gemeinschaftsproduktion von Gündogan und Sané schlug Gündogan eine Flanke in den TSG-Strafraum, doch Baumann war zur Stelle und faustete
das Spielgerät aus der Gefahrenzone (27.). Nun schritt der Schiedsrichter Damir Skomina ein. Allerdings musste er sich nicht um einen Spieler, sondern den Gästetrainer Guardiola „kümmern“. Mehrfach hatte der Katalane die Coaching Zone verlassen und wild gestikulierend Anweisungen an seine Spieler gegeben (28.).
In der Folge war es erneut ein Eckball, der für Gefahr sorgte. Gündogan fand in der Strafraummitte Kompany, doch der Belgier köpfte dankbar genau auf
Baumann (29.). Während sich die Hoffenheimer auf den Zweikampf mit Sané konzentrierten, stand Agüero sträflich frei. Der Ball kam zu dem Argentinier durch,
doch sein Torschuss flog über das Tor von Baumann (33.).
Ein Ballverlust von Hoogma auf der rechten Seite wäre die Hausherren um ein Haar teuer zu stehen gekommen, doch der Schuss von Agüero, der auf die
Sané-Flanke folgte, kratzte Baumann mit einer sehr guten Reaktion noch aus dem Lattenkreuz (35.). Doch nun schaltete sich wieder die TSG-Offensive ein.
In der 36. Spielminute versuchte Joelinton Belfodil in Szene zu setzen, doch der Algerier erreichte das Spielgerät nicht. So hielt Ederson das runde Leder fest.
Belfodil hatte in der 39. Minute die Chance zu seinem zweiten Treffer, doch Ederson hielt den Ball fest. Der letzte Versuch des ersten Durchganges war Agüero vorbehalten, doch der Ball folg über das Tor hinweg (42.). So ging eine spannende erste Halbzeit mit 1:1 in die Pause. Auch wenn dieses Ergebnis den
Hoffenheimern schmeichelte.
Kaum zurück auf dem Platz gaben die Hausherren zunächst den Ton an. So kamen die Hoffenheimer in der 47. Spielminute zu zwei Torgelegenheiten. Zunächst
war es der auffällige Belfodil, der aus spitzem Winkel schießen konnte, aber der Ball rollte am Tor vorbei. In der Folge war es Grillitsch, der aus der Distanz
draufhielt, doch der Schuss flog über das Gästetor. Es ging weiter hin und her. Nach einem Fehler von Joshua Brenet setzte sich David Silva im TSG-Strafraum
gegen Florian Grillitsch durch, doch sein Schuss flog links am Tor vorbei (53.). Etwas unfreiwillig stellte sich Kevin Akpoguma dem Kopfball von
Nicolás Otamendi in den Weg. Der Außenbahnspieler köpfte genau auf die Maske des „Hoffe“-Verteidigers, der damit zu einer Ecke klärte (58.). Die
Systemumstellung von Nagelsmann tat seiner Mannschaft sichtlich gut. Justin Hoogma wurde zu Grillitsch auf die „Sechs“ gezogen, dafür rückten Brenet und
Pavel Kaderábek etwas zurück und fungierten in der Folge als Außenverteidiger. Aus dem 3-4-3 wurde nun ein 4-4-2. Kaderábek war es auch, der in der nächsten Spielszene im Mittelpunkt stand. Demirbay steckte zu dem Tschechen durch, der zunächst den Ball unterwegs vergaß, dann aber wieder in Ballbesitz kam.
Zudem zog er das Foul gegen Vincent Kompany (61.).
Der für Ilkay Gündogan eingewechselte Bernardo Silva ließ den bereits gelbverwarnten Demirbay auf der linken Seite stehen und konnte auf Agüero flanken,
doch Baumann war zur Stelle und verhinderte einen weiteren Treffer der Gäste (72.). Nun waren die Kraichgauer allerdings mit dem Glück im Bunde. Sané lief
in den Strafraum und wurde von Baumann zu Fall gebracht. Der TSG-Schlussmann hatte dabei nicht den Ball, dafür aber den flinken Offensivspieler erwischt. Schiedsrichter Skomina entschied allerdings auf Weiterspielen (73.). Die Gäste hätten nun fast die Hausherren zu einem Tor eingeladen, doch Stones bügelte
einen Fehler von Laporte aus, der genau in den Lauf von Andrej Kramric geköpft hatte (85.). Rechneten die meisten Zuschauer nun mit dem zweiten Remis der Hoffenheimer in der laufenden Champions League-Saison gerechnet, wurde dies zunichte gemacht. Posch stoppte den Ball, doch David Silva spitzelte dem
Verteidiger den Ball weg und verwandelte zur 2:1 Führung für die „Citizens“. Der eingewechselte Leonardo Bittencourt versuchte noch per Distanzschuss den
Ausgleich zu erzielen, doch sein Versuch flog deutlich am Tor vorbei (90. +1).
Da die TSG nun auf den Ausgleich drängte, ergaben sich Räume für die Gäste. Sané kam nach einem Konter zum Torabschluss, doch sein Schuss flog am Ziel
vorbei (90. +4). So blieb es bei der knappen Heimniederlage für die Kraichgauer. Ob der Verletztenliste ein Achtungserfolg, in Anbetracht des Spielverlaufes
allerdings zu wenig. Dennoch fanden die Hoffenheimer aufmunterndes in der Partie. Während Demirbay froh darüber war, dass er überhaupt spielen konnte und
die lange Leidenszeit beenden konnte, war Bittencourt voller Lob für die Mannschaft. Was das Team gezeigt habe, würde Mut machen. Gerade auch die
Variabilität im Spiel. Auch Justin Hoogma freute sich über sein Debüt in der Champions League. Auch wenn er natürlich lieber gewonnen hätte. Nachdem er aus
der niederländischen Liga kam, die auf einem anderen Niveau ist und er nicht bei einem Top-Club war, freute er sich über seinen Einsatz. Sein Vater, der ein
sehr wichtiger Ansprechpartner für ihn ist, war zudem extra zu dem Spiel angereist. Ob er lieber auf der „Sechs“ oder in der Innenverteidigung spielt beantwortete
der Niederländer kurz mit der Innenverteidigung. Zudem berichtete er auch davon, dass sein Idol früher Ronaldinho war - ein typischer Innenverteidiger.
Aufstellungen:
TSG 1899 Hoffenheim:
1 Baumann (C), 2 Brenet, 3 Kaderábek, 10 Demirbay (88. 37 Hack), 11, Grillitsch (82. 13 Bittencourt), 19 Belfodil, 24 Hoogma, 25 Akpoguma,
28 Szalai (53. 27 Kramaric), 34 Joelinton, 38 Posch
Manchester City:
31 Ederson, 2 Walker, 4 Kompany (C), 7 Sterling (75. 26 Mahrez), 8 Gündogan (68. 20 Bernardo Silva), 10 Agüero, 14 Laporte, 19 Sané, 21 David Silva,
25 Fernandinho, 30 Otamendi (64. 5 Stones)
Schiedsrichter: Skomina (SVN)
Assistenten: Praprotnik (SVN), Vukan (SVN)
Vierter Offizieller: Kordez (SVN)
Torlinien-Schiedsrichter: Jug (SVN), Obrenovic (SVN)
Tore: 1:0 1. 19 Belfodil, 1:1 8. 10 Agüero, 1:2 87. 21 David Silva
Zuschauer: 24.851