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Für viele Fußballfans hat das Leben wieder einen Sinn. Die Bundesliga startet in die 56. Saison und erstmals darf
die TSG 1899 Hoffenheim bei einem Eröffnungsspiel dabei sein. So ging es für die Kraichgauer die Autobahnen gen Südosten in die Bayerische Landeshauptstadt zum FC Bayern. Hatte TSG-Trainer Nagelsmann bereits ambitionierte Ziele für die (vorerst) letzte Saison als TSG-Trainer ausgegeben, relativierte er diese bei der Spieltags-Pressekonferenz. Er gehe davon aus, dass 17 andere Mannschaften gegen die Bayern gewinnen wollen, sprach der Fußball-Lehrer. Wichtig sei für seine Mannschaft viel Ballbesitzphasen zu haben und wenig abzugeben.
Nachdem die TSG in den letzten beiden Spielzeiten zumindest im heimischen Stadion die Oberhand behalten hatte
und beide Spiele für sich entscheiden konnte, lief es in der Allianz Arena weniger gut. Während es in der
Saison 2016/17 zu einem 1:1 Unentschieden in München kam, gingen die „Nagelsmänner“ in der zurückliegenden
Saison unter. Zwar führten die Kraichgauer nach 12 Minuten mit einem 2:0 durch Uth (3.) und Gnabry (12.), doch
nach den Treffern zum Ausgleich noch vor der Halbzeit setze sich der Liga-Primus mit einem 5:2 deutlich durch.
Die Torschützen von damals stehen in der neuen Saison nicht mehr bei 1899 unter Vertrag. Während Uth ablösefrei
zum Ex-Trainer der Hoffenheimer U19 nach Gelsenkirchen wechselte, endete die Leihe von Gnabry, der an die
Säbener Straße zurückkehrte. Gegen seine Ex-Kollegen war er allerdings nicht mit von der Partie, da der
U21 Europameister verletzungsbedingt noch nicht bereit für die Bundesliga ist.
Weitere Ex-Hoffenheimer befanden sich in Person von Alaba und Süle in der Startelf. Während Süle von 2010 bis 2017 seine Schuhe noch in der
TSG-Jugend schnürte, ehe er den Sprung zu den Profis schaffte, war der Österreicher 2011 für ein halbes Jahr zur TSG ausgeliehen. Mit Wagner befand
sich zudem der ehemalige Publikumsliebling auf der Bank, während Rudy - bedingt durch das Überangebot an Spielern im Mittelfeld - nicht im Aufgebot
der Bayern stand.
Vor Beginn der Partie, deren Rahmenprogramm von der DFL minimalistisch gestaltet worden war, sang Mutzke die deutsche Nationalhymne, ehe der
Sport einmal kurz in die Ferne rückte. Nachdem Bayern-Fan Rögelein, der auch als der Trompeter bekannt war, verstorben war, versammelten sich beide Mannschaften im Mittelkreis. Anstatt einer Schweigeminute gab es aber von den Tribünen und den Spielern Applaus für „die Institution Rögelein“, wie es
der Stadionsprecher vor der Gedenkminute sagte.
Das Spiel, das vom Rekordmeister angestoßen wurde, begann ansehnlich. Die Bayern versuchten das Spiel an sich zu reißen, die TSG stand offensiv
und presste - ähnlich, wie es bereits in den ersten Testspielen zu sehen war - hoch und lief den Gegner früh an. Doch auch nach eigenem Ballverlust
passte die Gegenbewegung der Gäste. So kamen sie ein um das andere Mal rechtzeitig hinter den Ball. Erstmals wurde es in der 11. Spielminute
gefährlich. Nach einer Thiago Ecke landete das Spielgerät bei Boateng, doch der Schuss des Innenverteidigers wurde geblockt. So gab es keine Gefahr
für das Tor von Baumann.
Dann aber ließ sich Neuzugang Adams zu einem Foul an der Außenlinie hinreißen. Gegen den flinken Coman kam der Ghanaer zu spät und sah von Schiedsrichter Dankert die erste gelbe Karte der Saison (21). Den darauffolgenden Freistoß, den Thiago trat, köpfte Adams zur Wiedergutmachung aber
zu einer Ecke aus dem Strafraum (23.). Zunächst wollte sich niemand der Ecke annehmen, doch schlussendlich war es Kimmich, der passgenau für
Müller servierte. Der in der zurückliegenden Spielzeit oft glücklose Nationalspieler sprang zwischen Schulz und Vogt hoch und köpfte zur Führung für
die Gastgeber ein (23.).
Kaum war der Treffer gefallen, da stimmten die Bayern-Fans umgehend in „Deutscher Meister wird nur der FCB“-Gesänge ein, Immerhin: zu diesem
Zeitpunkt war der FCB erneut Tabellenführer. Bedingt durch den Treffer kam mehr Ruhe in das Spiel der Bayern. Nun hatte aber die TSG eine gute
Gelegenheit zum Ausgleich. Zentral spielte Bittencourt den Ball zu Schulz auf die linke Außenbahn. Der Außenbahnspieler legte den Ball in die Mitte
zu Joelinton, doch der Brasilianer, der zwei Jahre lang an Rapid Wien ausgeliehen war, konnte das Spielgerät nicht für Gefahr sorgen (33.). Besser verlief
der Versuch von Coman, doch Baumann parierte den Schuss des erst wiedergenesenen Franzosen. Nach Bittencourt und Kaderábek sah Schulz in der Nachspielzeit die vierte gelbe Karte für die Gäste. Auf der linken Außenbahn ging er gegen Coman in die Grätsche, erwischte allerdings nur den
Gegenspieler. Fair allerdings Schulz, der zunächst die protestierenden Mitspieler von Schiedsrichter Dankert wegschob und im Anschluss zu dem von
zwei Betreuern gestützten Coman ging und sich entschuldigte. Für den Franzosen, der erneut am linken Sprunggelenk behandelt wurde, ging es nicht
mehr weiter. Für ihn kam Robben kurz vor der Halbzeit (45.+5).
Kaum hatte der zweite Durchgang begonnen, zudem Zuber Grifo ersetzte und Adams weitermachen durfte, da versuchte sich Grillitsch per
Distanzschuss, doch Neuer konnte er damit nicht überlisten (47.). Nun erfolgte eine letzte Ermahnung des Unparteiischen in Richtung von Adams.
Der Hoffenheimer hatte gelbvorbelastet im Zweikampf mit Müller den Ellenbogen ausgefahren (49.). In der 54. Spielminute hatte Robben eine
Gelegenheit zum Torerfolg. Martinez hatte für den Niederländer vorgelegt, doch mit dem Versuch verfehlte er das Tor. Besser machte es Lewandowski
in der 57. Minute, doch der polnische Nationalspieler stand im Abseits, der Treffer damit nicht anerkannt.
Besser machte es hingegen Szalai. Der Ungar wurde von Bicakcic in Szene gesetzt und traf in das lange Eck (57.). Der Ausgleich beflügelte nun die Hoffenheimer, die es zunächst über Joelinton versuchten, dessen Schuss allerdings von Martinez geblockt wurde (61.). In derselben Spielminute zog
ebenfalls Zuber aus über 20 Metern ab, doch Thiago fälschte das Spielgerät ab, wodurch Neuer keine Schwierigkeiten damit hatte, das runde Leder
zu parieren.
Nun mussten auch die Gäste verletzungsbedingt wechseln. Nach einem Zusammenprall mit dem eigenen Torhüter hatte TSG-Kapitän Vogt Probleme
am rechten Oberschenkel. Zunächst kehrte er noch auf das Spielfeld zurück, musste dann aber von zwei Betreuern gestützt vom Feld in die
Katakomben begleitet werden. Doch kaum war der Kapitän vom Feld leisteten sich die Video-Assistenten mit der ersten zu überprüfenden Szene einen
klaren Fehler. In der 78. Minute Grätschte Nordtveit im eigenen Strafraum. Ribery lief in den Strafraum hinein und flog über den bereits liegenden
Norweger. Schiedsrichter Dankert zeigte auf den Punkt. Hierbei erfolgte keine Überprüfung aus Köln, obwohl dies bei der Pressekonferenz zum
Video-Assistenten angekündigt worden war. So gab es aber den falschen Elfmeter. Zunächst hielt Baumann den Schuss von Lewandowski, doch
Robben verwandelte im Nachschuss. Der Niederländer war aber zu früh in den Strafstoß eingelaufen.
Dieses zu frühe Einlaufen wurde im Anschluss vom Lewandowski selbst verwandelt (82.). Viele hatten erneut mit einer klaren Fehlentscheidung gerechnet,
als Goretzka auf das Tor schoss, der Ball aber vom Ellenbogen von Müller abgefälscht wurde (86.). Hier erhielt Dankert allerdings eine Mitteilung aus
Köln, sah sich die Szene in der Review-Area an und kam so zu der korrekten Entscheidung den Treffer wegen des Handspieles nicht anzuerkennen.
Den Schlusspunkt setzte Robben, der in der 90. Minute nach einem Einwurf von Kimmich treffen durfte. Akpoguma begleitete den Linksfuß nur und
konnte so nicht eingreifen. Robben konnte so unbedrängt zum 3:1 Siegtreffer einschieben (90.). Damit musste Trainer Nagelsmann den ersten Dämpfer hinnehmen. Zudem wurde die bisher positive Bilanz gegen die Bayern ausgeglichen. Der Torschütze zum 3:1 gestand nach dem Spiel, dass er natürlich verärgert war, dass er nach siebeneinhalb Wochen Vorbereitung nur auf der Bank saß. Immerhin gestand auch Bayern-Trainer Kovac nach dem Spiel,
dass er den Elfmeter nicht gegeben hätte. In der kommenden Woche begrüßen die Hoffenheimer den SC Freiburg zum badischen Derby in der
Rhein-Neckar-Arena.
Aufstellungen:
FC Bayern München:
1 Neuer (C), 4 Süle, 6 Thiago, 7 Ribery (83. 11 James), 8 Martinez (66. 18 Goretzka), 9 Lewandowski, 17 Boateng, 25 Müller, 27 Alaba,
29 Coman (45.+5 10 Robben), 32 Kimmich
TSG 1899 Hoffenheim:
1 Baumann, 3 Kaderábek, 4 Bicakcic, 11 Grillitsch, 13 Bittencourt, 15 Adams (66. 25 Akpoguma), 16 Schulz, 22 Vogt (C) (74. 6 Nordtveit), 28 Szalai,
32 Grifo (46. 17 Zuber), 34 Joelinton
Schiedsrichter: Dankert (Rostock)
Assistenten: Rohde, Häcker
Vierter Offizieller: Schiffner
Video-Assistenten: Storks, Kempkes
Tore: 1:0 23. 25 Müller, 1:1 57. 28 Szalai, 2:1 82. 9 Lewandowski (FE), 3:1 90. 10 Robben
Zuschauer: 75.000