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Langsam, da sich die Saison dem Ende nähert, werden bei den Vereinen aus erster und zweiter Bundesliga die Weichen für die kommende Spielzeit gestellt. Nachdem der SV Sandhausen in der Vorwoche bei Jahn Regensburg mit einer 1:2 Auswärtsniederlage die Rückreise antreten musste,
wurde am Vortag des Heimspieles eine Pressekonferenz zur Neuausrichtung des Vereines
anberaumt. Wurde bereits im Sommer mit Piesga ein weiterer Geschäftsführer beim „Ligazwerg“ für
den Bereich Finanzen und Organisation neben Schork, der für den Sport zuständig ist, installiert,
so wurde bekanntgegeben, dass ab dem 01. April Heydecker die Geschäftsführer-Position für den Bereich Marketing bekleiden wird. Innerhalb einer Saison hat sich der SVS damit breit aufgestellt
und nach Aussage von Präsident Machmeier einen „Quantensprung in der Entwicklung des
Vereines“ erreicht.
Heydecker ist in der Region kein Unbekannter. Nachdem er seit 2008 beim Bundesligisten Mainz
unter Vertrag stand, war der 57-jährige gelernte Sportjournalist bei den Adlern Mannheim (1998-2005) und der SAP-Arena (2005-2008) für das Marketing zuständig. Zudem war er von 2001 bis 2005 Geschäftsführer des damaligen Regionalligisten TSG Hoffenheim. „Es ist eine der größten
Sensationen, wie sich der SV Sandhausen in den letzten zehn Jahren entwickelt hat“, sagte
Heydecker am Freitag und begründete damit seinen Wechsel an den Hardtwald.
Ehe der „Neue“ allerdings nach Ostern sein Amt antreten wird, stand die Zweitliga-Partie gegen den
VfL Bochum an. Bei der Mannschaft aus dem Ruhrpott lief es alles andere als rund. Seit nun allerdings der neue Trainer, Dutt, in Amt und Würden ist, haben sich die Erfolgserlebnisse wieder
eingestellt. So stehen die Bochumer zwar trügerisch „nur“ auf Tabellenplatz 15, doch was wie ein
komfortabler Abstand des Tabellensiebten aus Sandhausen wirkt, ist nur ein Vorsprung von fünf
Zählern. Für den SV Sandhausen, der die beste Spielzeit in der zweiten Bundesliga erreichen kann,
ging es also darum, das Duell möglichst für sich zu entscheiden. Das einzige Manko blieb zuletzt die
Chancenverwertung. Fünf Tore und neun Punkte nach den bisher gespielten Pflichtspielen im
Kalenderjahr 2018 sind ob der Spielverläufe eine dürftige Ausbeute. Mehr Tore und mehr Punkte hätte
der Zweitligist erzielen können, wenn nicht müssen. Nach einer sehr guten ersten Saisonhälfte hätte
es in andere Tabellengefilde reichen können - dies zumal das „Unterhaus“ in dieser Spielzeit sehr
ausgeglichen ist. Doch hätte, hätte... es kam anders. Um so größer die Motivation in den letzten
acht Spielen eine bessere Tor- und Punkteausbeute zu erreichen?
Immerhin bestand die Möglichkeit, dass das Stadion etwas voller werden würde als zuletzt. Denn jede Person, die am Freitag in Nußloch Blutspenden war,
die erhielt eine Freikarte für das Heimspiel. Vor 6.526 Zuschauern begann die Partie dann allerdings verhalten. Dennoch gab es in der 6. Spielminute die
erste Torannäherung. Nach einem Drehschuss von Hoogland flog das Spielgerät allerdings rechts am Sandhäuser Tor vorbei. Auch die Hausherren kamen
zu einer Strafraumaktion, doch nachdem Jansen den Ball von der rechten Strafraumkante zu Aygünes spielte, war Riemann zur Stelle und verhinderte den Einschlag (10.). Unbedrängt ging es nun für Danilo in den Sandhäuser Strafraum. Der Brasilianer verlor allerdings die Kontrolle über das Spielgerät und so
war die Möglichkeit dahin (15.). Es ging weiter hin und her. Der Offensivaktion der Bochumer folgte wieder ein Vorstoß der Gastgeber. In der 18. Minute kam Aygünes über die linke Seite durch, flankte in den Strafraum, doch die Hereingabe wurde per Kopf zu einer Ecke geklärt. Die von Förster in der
19. Spielminute getretene Standardsituation landete erneut bei dem Sandhäuser. Auf dem „zweiten Bildungsweg“ landete das Spielgerät bei Linsmayer an
der Strafraumkante, der mustergültig zur Fünfmeterlinie chipte, dort lag Stiefler in der Luft und nickte das runde Leder an Riemann zur Führung ein.
Dem ersten folgte direkt der zweite Streich. Kaum hatte Schuhen den Schuss von Stöger aus spitzem Winkel entschärft, rollte bereits der Gegenstoß. Gislason passte zu Förster, doch dessen Schuss wurde von Riemann mit dem linken Ball abgewehrt. Pech für den Schlussmann allerdings, dass der
Abpraller direkt vor den Füßen von Gislason landete, der abstauben konnte (24.). Die Gäste fanden aber die passende Antwort. Kaum hatte der Isländer die Führung ausgebaut, verkürzte Hinterseer. Der Österreicher wurde durch eine Flanke von Celozzi in Szene gesetzt, nahm mit der Brust an und traf mit rechts
in der 26. Spielminute links ins Tor - der Anschlusstreffer zum 1:2. Danach flachte die Partie allerdings ab. So blieb es ohne weitere Höhepunkte vor der
Pause bei der Führung der Hausherren.
Kaum wieder angepfiffen musste Seegert, der gegen Bochum auf der Rechtsverteidiger-Position gesetzt war, gegen Danilo retten, der über links in den Strafraum eingedrungen war (47.). Wie im ersten Durchgang auch war es ein Gegenstoß der Gastgeber, der für Torgefahr sorgte. Doch in der
48. Spielminute war abermals Riemann zur Stelle und rettete vor Aygünes. Aygünes hatte nach einem Schnittstellenpass auch die nächste Gelegenheit
zu einem Treffer, doch Celozzi holte Aygünes ein und hinderte ihn am Torschuss (55.). So kam es, wie es kommen musste. Über links konnte Sam
flanken, vier Meter vor dem Tor warf sich Hinterseer in den Ball und traf zum zweiten Mal an diesem Tag - der Ausgleich (56.). Der routinierte Kulovits, der seinen Vertrag erst um ein weiteres Jahr am Hardtwald verlängert hatte, ließ sich an der Seitenlinie zu einem Foul an Sam hinreisen (62.). Dieses Foulspiel sollte Folgen für die Sandhäuser haben. Sam tippte den Ball an, Stöger passte zu Kruse und der Australier bediente Hinterseer am langen Pfosten. Erneut hatte der Österreicher aus kurzer Distanz keine Schwierigkeiten zu treffen. So stellte er persönlich und für den VfL auf drei Treffer und hatte mit seinem
Hattrick das Spiel gedreht (64.).
Die restlichen 14 Minuten durfte Hinterseer von der Bank aus ansehen. Trainer Dutt verschaffte ihm den Applaus der Bochumer Fans, indem er ihn vauswechselte. Da die Sandhäuser nun hoch standen, konnten die Bochumer noch einen Konter fahren. Seegert stand in der letzten Reihe alleine gegen
zwei Gegenspieler. Es war in der 82. Spielminute nur der Eigensinnigkeit von Sam zu verdanken, dass die Gäste nicht noch ein viertes Tor erzielten.
Besser positionierte Mitspieler wurden von Sam nicht angespielt, sondern er schoss selbst. Schuhen riss allerdings reaktionsschnell beide Fäuste hoch
und konnte so den Treffer verhindern. Trotz weiterer Bemühungen noch den Ausgleich zu erzielen, war dem SVS das Glück nicht hold. So blieb es bei
der 2:3 Niederlage der Kurpfälzer und dem Abrutschen in der Tabelle.
Nach Spielende kochten die Emotionen bei den Beteiligten über. Während die Schiedsrichter vom Sicherheitsdienst in die Kabine begleitet wurde, rief der Sandhäuser Präsident dem Unparteiischen-Gespann nur „noch parteiischer kann man nicht pfeifen“ nach. Auch Torhüter Schuhen war ob einer Torszene verärgert. „Es kann nur Abseits gewesen sein“, äußerte der Keeper beim Gang in die Kabine. Auf Nachfrage erklärte Trainer Kocak nach der Partie, dass Knipping aus disziplinarischen Gründen kurzfristig aus der Mannschaft suspendiert wurde, wobei er die Gründe hierfür nicht öffentlich machen wollte.
Man habe das Fehlen des Defensivspielers bemerkt, doch der Verein stehe für gewisse Werte und die Spieler hätten sich daran zu halten.
Aufstellungen:
SV Sandhausen:
16 Schuhen, 5 Seegert, 6 Linsmayer (46. 26 Ibrahimaj), 9 Gislason, 19 Paqarada, 21 Stiefler, 23 Karl, 27 Jansen, 28 Förster, 29 Aygünes (62. 22 Vollmann),
31 Kulovits (C) (68. 25 Wright)
VfL Bochum:
1 Riemann, 2 Hoogland, 3 Danilo, 13 Sam, 16 Hinterseer (76. 11 Serra), 17 Kruse, 19 Fabian (46. 18 Gyamerah), 20 Janelt (46 10 Eisfeld), 21 Celozzi (C),
22 Stöger, 23 Tesche
Schiedsrichter: Dietz (München)
Assistenten: Huber, Ostheimer
Vierter Offizieller: Bläser
Tore: 1:0 19. 21 Stiefler, 2:0 24. 9 Gislason, 2:1 26. 16 Hinterseer, 2:2 56. 16 Hinterseer, 2:3 64. 16 Hinterseer
Zuschauer: 6.526