Vor dem Spiel geehrt, nach dem Spiel gejubelt - Mittag Foto: Fussball Media

DFB-Frauen fahren knappen Sieg ein

 

Bevor die DFB-Frauen im Sommer 2017 auf die besten Mannschaften Europas treffen, stehen Härtetests gegen die Größen der amerikanischen Kontinente an. Um optimal auf die Europameisterschaft vorbereitet zu sein, stand zunächst Kanada auf dem Programm des Kollektivs um Bundestrainerin Jones. Erst am vergangenen Mittwoch siegte der Fünftplatzierte der Weltrangliste gegen den künftigen DFB-Gruppengegner Schweden mit 1:0 – eine klare Ansage von „Les Rouges“ vor dem Spiel in Erfurt.

 

Ohne Leistungsträgerinnen wie Popp (Pause), Laudehr (Syndesmosebandriss) oder Islacker (Sprunggelenksbeschwerden) sollte der Test insbesondere die Breite des Kaders in den Vordergrund stellen, um Perspektivspielerinnen für den EM-Kader auszuwählen. Mit Schlüter, Elsig und Knaak wurden deshalb drei Spielerinnen zum ersten Mal nominiert, auch Schmitz rückte als Neuling für die verletzte Weiß nach. Gegenüber dem kicker sagte Jones, dass „viele Spielerinnen genügend Einsatzzeit“ bekämen, damit sowohl „die Philosophie bis zur direkten EM-Vorbereitung verinnerlicht“ werden als auch die „Feinabstimmung“ beginnen könne.

 

Vor dem Spiel wurden allerdings zunächst Kerschowski und Mittag für besondere Leistungen im Nationaldress geehrt. Während die eine Wolfsburgerin als „Nationalspielerin des Jahres 2016“ ausgezeichnet wurde, erhielt die andere ihre wohlverdiente Urkunde für 150 absolvierte Länderspiele. Mittag ist erst die fünfte Nationalspielerin Deutschlands, die jene beeindruckende Marke erreichen konnte.

 

Das Steigerwaldstadion erlebte eine Anfangsphase, in der die deutsche Mannschaft den Ton angab, weswegen sich die Roten auf das Kontern beschränken mussten. Im Fokus stand dabei Kanadas Torhüterin Sheridan. Nach einer Doppelpassstafette über Doorsoun schloss Demann aus der Distanz ab, schoss aber über das Tor (9.). Zuvor hätte Blässe die

Anfangsphase aus Nahdistanz nach Hereingabe von Kerschowski krönen können, doch

die NWSL-Spielerin Zadorsky war rechtzeitig zur Stelle (5.).

 

Unverhofft gingen die DFB-Frauen unter gütiger Mithilfe der gegnerischen Keeperin in

Führung. Einen Pass der eigenen Mitspielerin Chapman konnte Sheridan nicht verarbeiten,

der schließlich zum Eigentor führte (13.). In der Folge verpuffte das Spieltempo, da

Offensivaktionen beider Teams von starken Defensivreihen unterbunden worden.

Deutschland störte weiterhin früh, weswegen Sheridans Ballkontakte von einem Raunen des

Publikums ob weiterer Unsicherheiten begleitet worden. Bis zur Schlussphase der ersten

Hälfte schien die deutsche Führung sicher, doch Rose nutzte eine Flanke der Siegtorschützin

des Schweden-Spiels Beckie zum überraschenden Ausgleich. Am Schuss aus halblinker

Position war Schult zwar mit einer Hand dran, konnte aber letztlich nichts gegen das Tor 

ausrichten (38.).

 

Mit einem Unentschieden gingen beide Mannschaften in die Pause. Entgegen der

bekannten kanadischen Spielstärke im Zentrum erwischte Kanada Deutschland kalt über den

Flügel. Die zweite Hälfte startete u.a. mit einem Torwartwechsel auf kanadischer Seite. Für

die überforderte Sheridan kam Labbé in die Partie. Nach weiteren Wechseln glich die

Begegnung einem Puzzle, dessen Bestandteile neu zusammengesetzt werden mussten.

Torchancen blieben also eher Mangelware. Gefahr erzeugte die deutsche Mannschaft in der

eigenen Hälfte selbst, denn Simon prüfte Schult mit einem verunglückten Rückpass (70.).

Insbesondere Buchanan von CL-Halbfinalist Lyon ließ den DFB-Frauen nur geringfügig Zeit

für Entscheidungen. Deswegen passte es ins Bild, dass die gefährlichste Aktion bis zur 

Schlussviertelstunde durch eine Flanke von Beckie herbeigeführt, von Schult aber zur Ecke

geklärt wurde (75.). Erst in den allerletzten Minuten wurden die Erfurter Fans von Dallmann

erlöst. Nach einer Ecke Marozsans, die Labbé in den Rückraum abwehrte, stand die

Essenerin goldrichtig, um den Ball per Dropkick ins Tor zu befördern (86.). Damit

besiegelten die deutschen Frauen gleichzeitig den Endstand.

 

 

In der anschließenden Pressekonferenz beschrieb Bundestrainerin Jones die Situation als

„optimistisch“, „zuversichtlich“ und „positiv“, obwohl Deutschland Schwächen in der

Chancenerarbeitung aufzuweisen hatte. In Hinblick auf die EM sagte Jones: „Mund

abputzen und weitermachen!“

 

Aufstellungen:

 

Deutschland:

1 Schult, 2 Henning (69. 32 Elsig), 5 Peter, 10 Marozsan (C), 11 Mittag (73. 7 Bremer),

13 Däbritz (46. 31 Dallmann), 14 Blässe (46. 4 Maier), 17 Kerschowski (46. 30 Simon),

24 Demann (65. 18 Petermann), 26 Kayikci, 27 Doorsoun-Khajeh

 

Kanada:

21 Sheridan (46. 1 Labbé), 2 Chapman (89. 26 Levasseur), 3 Buchanan, 4 Zadorsky,

6 Rose (63. 7 Leon), 10 Lawrence, 11 Scott (89. 20 Woeller),

12 Sinclair (C) (82. 15 Prince), 13 Schmidt (63. 22 Agnew), 16 Beckie, 17 Fleming

 

Schiedsrichterin: Zadinová (CZE)

Assistentinnen: Zaplatilova (CZE), Hanakova (CZE)

Vierte Offizielle: Westerhoff (GER)

 

Tore: 1:0 13. Sheridan (ET); 1:1 38. Rose, 2:1 86. 31 Dallmann

 

Zuschauer: 10.023

 

(LL)

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