Die Beteiligten bei der Pressekonferenz Foto: Fussball Media

Pressekonferenz zum Video Assistant Referee

 

In der Frankfurter Commerzbank Arena wurden im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse des Offline-Testlaufes zum Video-Assistenten (Video Assistant Referee) präsentiert. Vertreter der DFL und des DFB erläuterten die Ergebnisse und beantworteten zahlreiche Fragen der Anwesenden. Anwesend waren seitens der DFL Schwanken, Direktor Fußballangelegenheiten und Fans sowie der DFL Projektleiter Video Assistant Referee Krug. Von DFB-Seite Vizepräsident für Schiedsrichter und Qualifizierung Zimmermann und FIFA und Bundesliga Schiedsrichter Zwayer.

 

Zu Beginn wurde ein Film aus dem Testzentrum in Köln gezeigt, in dem während der Hinrunde jeder Schiedsrichter mindestens zweimal geschult wurde. DFL-Direktor Schwanken erläuterte, weswegen das Projekt wichtig für den deutschen Fußball sei und sagte: „Für uns ist der Video Assistent ein wichtiges Mittel um klare Fehlentscheidungen zu vermeiden. Wir sind davon überzeigt, dass das Spiel wenig an seinem Charakter verliert. Für uns ist hierbei aber höchste Professionalität wichtig. Das heißt auf der einen Seite, dass wir dies mit allen 23 Bundesliga-Schiedsrichtern angegangen sind, andererseits aber auch technologisch gerade mit höchster Professionalität arbeiten. Das Heißt wir arbeiten in der nun ersten Phase dieser Saison 2016/17 mit zwei Technologieanbietern, um dabei zu schauen, dass wir technologisch die höchste Qualität haben. Wir sind davon überzeugt, dass wir bei diesem Auswahlprozess komplett breit aufstellen wollen und da die Innovationsführerschaft, die wir grundsätzlich auch mit der DFL in weltweit verschiedensten Projekten wahrnehmen, auch im Bereich des Video Assistenten weiter auch stärken möchten. Die zweijährige Testphase wurde im März des vergangenen Jahres beschlossen. In der laufenden Saison arbeiten wir ‚offline‘, die Arbeit des Video Assistenten hat also keinerlei Auswirkung auf das Spiel. Für die nächste Saison 2017/18 planen wir dann in der Bundesliga alle Spiele der gesamten Saison in der ‚Live-Testphase‘ dann auch den Video Assistenten einzusetzen. Das heißt, dass die Entscheidung des Video Assistenten dann auch eine Auswirkung auf das Spiel hat.“

 

„Es wird keinen neuen ‚Oberschiedsrichter‘ geben“ führte DFV-Vizepräsident Zimmermann an und sagte weiter: „Wir reden hier von einem weiteren Assistenten, deshalb auch der korrekte Begriff – etwas sperrig aber korrekt – Video Assistent und dieser soll dem Schiedsrichter zur Seite stehen in den Fällen, in denen es eben zu klaren Fehlentscheidungen kommt. Zum Beispiel, wenn dem Schiedsrichter die Sicht versperrt ist. Dadurch wollen wir versuchen diese klaren Fehlentscheidungen aus dem Spiel zu nehmen, so dass das Spiel und das Ergebnis etwas gerechter wird. Es wird andererseits aber nicht dazu führen, dass jede kleine Entscheidung korrigiert werden wird. Es wird limitiert auf klare Fehlentscheidungen. In der laufenden Saison – bis zur Winterpause – hatten wir 44 solcher, als klare Fehlentscheidung identifizierten Situationen, von denen durch den Video Assistenten 33 hätten aufgeklärt werden können. Also eine richtig tolle Quote, die – so glaube ich – viel hoffen lässt. Für die Fußballromantiker, zu denen ich mich auch Zähle, es wird weiterhin Raum für Diskussionen bleiben. Die verbleibenden 11 Szenen, über die wir weiterhin schön diskutieren können und für meinen Geschmack ist das auch gut so. Stehen und fallen wird das Projekt sicherlich mit denjenigen, die als Video Assistenten hinter den Bildschirmen sitzen und es ist auch eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe. Es ist alles andere als einfach, dies hat die Testphase auch gezeigt. Insofern kann man da nicht jeden nehmen, sondern in Betracht kommen für diese Tätigkeit nur aktive Schiedsrichter und solche, die gerade ausgeschieden sind, damit sie noch auf dem aktuellen Stand der Dinge sind. Es ist ein hochspannendes, komplexes System und was uns gelungen ist, deshalb sind wir auch so weit, ist die einzigartige Zusammenarbeit zwischen DFL und DFB.“

 

FIFA und DFB-Schiedsrichter Zwayer präsentierte die Bereiche, in denen der Video Assistent zukünftig eingreifen soll: „Die bisherigen Tests und Trainings waren deutlich und klar darauf ausgerichtet uns, also den aktiven und auch künftigen Video Assistenten zu vermitteln in welcher Situation eingegriffen werden darf, soll und kann. Es geht hierbei um vier Auslösungsmomente. Erstes Thema Torerzielung: ist ein Tor korrekt und regulär erzielt worden? Gab es also im Zusammenhang mit der Torerzielung oder in nahem zeitlichen Zusammenhang einen Regelverstoß. Beispielsweise ein Handspiel. Auch ein Thema, das häufig diskutiert wird, vermeintliche Foulspiele innerhalb des Strafraums. Nächster markanter Punkt, da häufig auch spielentscheidend, ein Spieler muss des Feldes verwiesen werden, die Mannschaft spielt dann in Unterzahl weiter – also die direkte rote Karte. Das ist der nächste Auslösungsmoment, der überprüft werden soll und muss. Dann noch eine Situation, die ausgesprochen selten vorkommt, die aber auch größte Auswirkungen haben kann, der Schiedsrichter verwechselt einen Spieler. Es wird also beispielsweise ein Spieler verwarnt oder des Feldes verwiesen, der an der Situation aber gar nicht beteiligt war.“

 

„Selbstverständlich haben wir mit Beginn der Saison auch angefangen unsere Bundesliga-Schiedsrichter – alle Bundesliga-Schiedsrichter – zu schulen, sie optimal vorzubereiten auf das, was ab der kommenden Saison auch ‚online‘ umgesetzt werden muss. Wir haben in Köln ein ‚Replay-Center‘ eingerichtet, in diesem ‚Replay-Center‘ haben wir vier Arbeitsstationen, die uns ermöglichen, jedem Schiedsrichter ermöglichen, vier Spiele ‚offline‘ zu begleiten.“ Erklärte „Testpilot“ Krug und führte weiter aus: „Die Schiedsrichter haben am Samstagnachmittag die Gelegenheit alle Abläufe, die erforderlich sind, ‚offline‘ zu trainieren. Das Einzige, das eben noch aussteht, hat Herr Schwanken gerade schon gesagt, natürlich die Tatsache, dass es momentan noch keine Kommunikation, noch keine Verbindung zwischen dem Video Assistenten und dem Schiedsrichter auf dem Platz gibt. Über diese Schulung an den Stationen hinaus haben die Schiedsrichter bereits verschiedene Ausbildungsstufen durchlaufen und neben der Umsetzung des Protokolls lag der besondere Augenmerk darauf, mit den Schiedsrichter an Szenen zu arbeiten. Die Herausforderung ist nun nämlich eine andere. Die Schiedsrichter müssen nun nämlich nicht nur entscheiden, ob der Schiedsrichter richtiglag oder was die richtige Entscheidung gewesen wäre, sondern sie müssen die Frage beantworten, die über allem steht: war die Entscheidung des Schiedsrichters klar falsch? Diese Frage steht tatsächlich über allem und nur wenn der Video Assistent diese Frage mit einem ‚Ja‘ beantwortet, wird er einschreiten. Wir müssen den Schiedsrichter Leitlinien geben, Szenen als Präzedenzfälle schildern und vorlegen, die ermöglichen, dass alle Schiedsrichter möglichst auf dem gleichen Level zu dem gleichen Ergebnis kommen. Heute benötigen wir für die Entscheidungsfindung zwischen 10 und 40 Sekunden – selten darüber hinaus. Wenn die Entscheidung länger dauert, so liegt es meistens daran, dass die Entscheidung nicht klar falsch war. Mitunter gibt es aber auch Fälle, in denen wir unter den zehn Sekunden liegen.“

 

Hier der Film über das "Replay-Center" in Köln: (Quelle: DFB und DFL) - Zum abspielen des Videos wir der Adobe Flash Player benötigt.

 

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